Berlin/Düsseldorf, 18. November 2019 – Im Rahmen der festlichen Preisverleihung zum bundesweiten Wettbewerb „Deutscher Lehrerpreis – Unterricht innovativ“ wurden heute in Berlin zwei Pädagogen-Teams aus Bayern mit dem ersten und dem dritten Preis in der Kategorie „Unterricht innovativ“ des „Deutschen Lehrerpreises“ geehrt. Der erste Preis ging an Sebastian Schmidt (Projektleiter) und sein Team Christian Czaputa, Eva Lippert und Nicole Nägele von der Inge-Aicher-Scholl Realschule Neu-Ulm – Pfuhl sowie Ferdinand Stipberger (Projektleiter) mit seinem Team Bernd Bischoff, Florian Dendorfer, Verena Kopp, Eugen Staudinger und Michael Zimmerer von der Korrespondenzschule Gregor-von-Scherr-Schule Neunburg vorm Wald für das Projekt „Lernbüro digital-kooperativ“. Den dritten Preis erhielten Andrea Holler (Projektleiterin) und Juliane Stubenrauch-Böhme vom Oskar-Maria-Graf-Gymnasium Neufahrn b. Freising für ihr Projekt „Schüler als Prosumer“.
Auch der bayerische Kultusminister, Prof. Dr. Michael Piazolo gratuliert den Lehrkräften aus Schwaben, der Oberpfalz und Oberbayern zu ihren Erfolgen: „Es freut mich sehr, dass drei Schulen aus Bayern in der Kategorie „Unterricht innovativ“ mit Spitzenplatzierungen abgeschnitten haben. Diese Auszeichnungen sind eine verdiente Würdigung ihres Engagements, dem fein durchdachte und überaus kreativ umgesetzte Unterrichtsprojekte zu verdanken sind. Beide leben davon, dass Schülerinnen und Schüler ihre Lernprozesse selbst steuern und interaktiv gestalten. Dabei nutzen sie ganz selbstverständlich die digitalen Medien zur Recherche, Erarbeitung oder Dokumentation ihrer Lernergebnisse. Das ist ein hervorragendes Beispiel dafür, dass unsere Lehrkräfte in der digitalen Bildung richtungsweisende didaktische Impulse setzen.“
Die Gewinner des ersten Preises „Lernbüro digital-kooperativ“ haben aus zwei Schulen in 280 Kilometern Entfernung voneinander über soziale Medien zusammengefunden, um Unterricht gemeinsam zu gestalten. Die Kooperation steht unter dem Motto „Digital lehren und lernen im Fach Mathematik“. Sieben Lehrer teilen sich die Unterrichtsvorbereitungen und haben einen Kurs für alle Themengebiete der 5. Klassen erstellt, um mehr Zeit für den pädagogischen und didaktischen Austausch zu haben. Die Lerninhalte des Kurses stehen über ein Online-Forum allen teilnehmenden Lehrkräften an beiden Schulen zur Verfügung. Standards sind u. a. Videos (in Form von Impuls- und Erklär-Videos), differenzierte Aufgaben aus dem Schulbuch und die dazu passenden Lösungen. Darüber hinaus sollen noch weitere Inhalte zur fachlichen und kompetenzorientierten Vertiefung hinzugefügt werden. Nicht nur das Lernen im Fach Mathematik soll im Mittelpunkt stehen, sondern auch das digitale Lernen gemäß des Kompetenzrahmens zur Medienbildung allgemein.
In dieser Kooperation mussten auch die eingebundenen Lehrkräfte fast alle digitalen Kompetenzen zunächst selbst erlernen – mit dem Ergebnis, dass sie diese den SchülerInnen besser vermitteln können. Gleichzeitig vermeidet das Lernbüro doppelte Arbeit und schafft Nachhaltigkeit in der Unterrichtsvorbereitung, im Schuljahr 2019/2020 werden sogar weitere Schulen und Lehrkräfte die erstellten Kurse für ihren Unterricht übernehmen und sich dann an der Produktion von zusätzlichem Material beteiligten. Es werden dann voraussichtlich 16 Lehrer aus fünf Schulen am Kurs für die 7. Klassen arbeiten. Außerdem werden die beiden bereits erstellten Kurse der 5. und 6. Klassen im nächsten Jahr noch weit mehr Lehrkräften zur Verfügung gestellt, so dass diese Vernetzung vielen SchülerInnen zugutekommen und ihnen innovativen Unterricht bieten kann.
Für die Jury war der schul- und fach-übergreifende Aspekt besonders überzeugend am „Lernbüro digital-kooperativ“: „Ein Lehrer, ein Klassenzimmer, ein Unterricht. Und viele Einzelgänger. Das System Schule ist derzeit meist noch sehr in sich selbst geschlossen. Lobenswert sind bereits Fachschaften innerhalb einer Schule, in denen sich effizient ausgetauscht wird, d. h. neben Materialien auch Methoden und Unterrichtsstrukturen. Doch wenn es möglich ist, diesen Austausch auf andere Schulen zu erweitern und mit dem Anspruch der realen (digitalen) Welt zu kombinieren, ist dies sehr innovativ und deren Koordination, Planung, Umsetzung und Durchführung herausragend.“ Projektleiter Sebastian Schmidt (Neu-Ulm – Pfuhl): „Guter Unterricht stellt die Lernenden in den Mittelpunkt. Gute LehrerInnen fordern und fördern mit ihrem Wissen und ihrer Leidenschaft die SchülerInnen individuell und begleiten sie auf dem Weg zu selbstständigen Lernenden.“ Ferdinand Stipberger (Projektleiter Neunburg vorm Wald): „Guter Unterricht ist für mich die optimale Ausschöpfung der Lernzeit, jedem Schüler seine individuellen Lernschritte zu ermöglichen und das Erlernen von Kompetenzen, um im Alltag und dem Berufsleben gerüstet zu sein.“
Im Rahmen des dritten Preises, des Projekts „Schüler als Prosumer“, gehören am Oskar-Maria-Graf Gymnasium in Neufahrn Tablets zum Fremdsprachenunterricht. Die Idee ist, SchülerInnen zu „Prosumern“ also Herstellern und nicht nur Konsumenten von digitalem Inhalt zu machen. Die beteiligten Lehrkräfte wollen sie auf die Zukunft mit ihrer digitalisierten Berufs- und Arbeitswelt vorbereiten. Sie werden in offenen und schüler-zentrierten Unterrichtssequenzen dazu motiviert, eine Fremdsprache intensiv zu lernen und zu nutzen. In Lern-Arrangements verwenden sie nicht nur interaktiv digitale Medien (wie beispielsweise interaktive Videos von Muttersprachlern zu einem bestimmten Thema), sondern erstellen auch gemeinsam kreative, digitale Medienprodukte.
Umgesetzt wird dieses Konzept u. a. in Form von Lernzirkeln, in denen SchülerInnen digitale Inhalte „konsumieren“, wie beispielsweise beim Hörverstehen durch eine Hör-Aufgabe, oder digitale Inhalte „produzieren“ wie beispielsweise eigene Filme, die mit den Tablets aufgenommen und dann bearbeitet und fertiggestellt werden. Das Projekt fördert Hard- und Softskills gleichermaßen und gestaltet den Fremdsprachenunterricht abwechslungsreich und interessant. Die Schülerinnen und Schüler lernen, eine Sprache umfangreich und divers anzuwenden und in den Alltag zu integrieren. Die digitalen Kompetenzen werden gesteigert, da im Unterricht mit unterschiedlichen Programmen, Foren und Tools gearbeitet wird.
Die Jury überzeugte besonders, dass in allen Klassenstufen ausgehend von den Fremdsprachen zunehmend digitale Medien zum Lernen eingesetzt werden, „wobei besonders die Balance zwischen der Anwendung von Tools und Produktion eigener medialer, kreativer Inhalte gelingt. So lernen SchülerInnen neben dem ohnehin passiven Konsum digitaler Medien, diese effektiv für ihren eigenen Lernprozess zu nutzen. Motiviert durch abwechslungsreiche Settings arbeiten SchülerInnen im Team miteinander und werden fit für die zukünftige Arbeits- und Berufswelt, in der Kreativität als Kapital der Zukunft neben weiteren Kompetenzen immer bedeutsamer wird.“ Projektleiterin Andrea Holler: „Mit gutem Unterricht möchten wir unsere Schülerinnen und Schüler zum Lernen inspirieren und für sie erlebbar machen, dass Bildung und Lernen persönlich für jeden Einzelnen bedeutsam ist – ein Leben lang. In unseren Augen orientiert sich guter Unterricht daher an der Lebenswirklichkeit der Lernenden und nutzt fächerübergreifend die erweiterten Möglichkeiten, die moderne digitale Medien für schülerzentriertes, handlungsorientiertes und differenzierendes Lernen und Lehren bieten.“
16 Lehrerinnen und Lehrer sowie sechs Pädagogen-Teams aus insgesamt zehn Bundesländern erhielten in der Wettbewerbsrunde 2019 den „Deutschen Lehrerpreis“. Dabei gingen sechs Auszeichnungen nach Nordrhein-Westfalen (Borken, Dülmen, Essen, Moers, Münster, Waltrop). Vier Auszeichnungen vergab die Jury nach Baden-Württemberg (Engen, Pfullendorf, Öhringen, Villingendorf). Je zwei Preisträger gibt es in Bayern (Neu-Ulm Pfuhl, Neufahrn bei Freising), Hessen (Idstein, Obertshausen), im Saarland (Blieskastel, Saarbrücken) und in Sachsen-Anhalt (Wernigerode, Halle/Saale). Je ein Preisträger kommt in diesem Jahr aus Berlin, Hamburg, Niedersachsen (Bad Zwischenahn) und Thüringen (Saale-Orla-Kreis).
Über 5.400 Schüler/innen und Lehrkräfte beteiligten sich 2019 am Wettbewerb, der von der Vodafone Stiftung Deutschland und dem Deutschen Philologenverband durchgeführt wird.
Die Initiatoren des Wettbewerbs „Deutscher Lehrerpreis – Unterricht innovativ“ wollen mit der Auszeichnung die positiven Leistungen von Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern würdigen und in den Vordergrund der öffentlichen Wahrnehmung rücken.
Der hochrangig besetzten Wettbewerbs-Jury unter Leitung von Prof. Dr. David-S. Di Fuccia gehörten an: Dr. Stefanie Hubig, Ministerin für Bildung des Landes Rheinland-Pfalz; Frank Thalhofer, Mitglied der Geschäftsführung Cornelsen Verlag; Prof. Dr. Kathrin Fussangel, Professorin für Empirische Schulforschung an der Bergischen Universität Wuppertal, Institut für Bildungsforschung (IfB); André Spang, Referent im Referat Digitale Gesellschaft und Medienkompetenz in der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen; Jun.-Prof. Dr. Jasmin Bastian, Juniorprofessur für Medienpädagogik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Institut für Erziehungswissenschaft; Martin Spiewak, Mitglied der Redaktion Wissen der Wochenzeitung DIE ZEIT; Donata Vogtschmidt, Sprecherin der Konferenz Thüringer Studierendenschaften.
Darüber hinaus vertreten Prof. Susanne Porsche, Initiatorin des Deutschen Lehrerpreises bei der Vodafone Stiftung, Inger Paus, Vorsitzende der Geschäftsführung der Vodafone Stiftung Deutschland, und Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, die Träger des Wettbewerbs.
Hinweis für die Redaktionen: Ausführliche Informationen und druckfähige Fotos von der Preisverleihung und allen Preisträgern stehen zum kostenfreien Download in der digitalen Pressemappe auf www.lehrerpreis.de/preisverleihung zur Verfügung.