Pressemeldung

| Nordrhein-Westfalen

Drei Lehrerinnen und drei Pädagogen-Teams aus Nordrhein-Westfalen mit dem „Deutschen Lehrerpreis 2017“ ausgezeichnet

Gisela Ebeling aus Bünde, Marion Helle-Laumann aus Essen und Dr. Beate Schulte aus Mülheim an der Ruhr für ihr besonderes pädagogisches Engagement ausgezeichnet / Der 1. Preis für ein besonders innovatives Unterrichtsprojekt geht an Adriane Langela-Bickenbach mit Team vom Gymnasium St. Leonhard in Aachen / Der 3. Preis wurde an Dirk Braun und Team von der Gesamtschule Höhscheid in Solingen vergeben / Den Sonderpreis erhielten Jan-Martin Klinge und Team von der Gesamtschule Eiserfeld in Siegen / Insgesamt 21 Auszeichnungen an Pädagogen und Projekte aus neun Bundesländern / Rund 4.800 Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte beteiligten zum zehnjährigen Jubiläum am Wettbewerb

Berlin/Düsseldorf, 15. Januar 2018 – Im Rahmen der Preisverleihung zum bundesweiten Wettbewerb „Deutscher Lehrerpreis – Unterricht innovativ 2017“ wurden heute in Berlin drei Lehrerinnen aus Nordrhein-Westfalen mit dem „Deutschen Lehrerpreis“ in der Wett­bewerbskategorie „Schüler zeichnen Lehrer aus“ geehrt. Mit der Auszeichnung würdigte die Jury das herausragende pädagogische Engagement von Gisela Ebeling, Lehrerin für Deutsch, Evangelische Religion und Erdkunde an der Realschule Bünde-Nord in Bünde, von Marion Helle-Laumann, Lehrerin für Deutsch, Erdkunde und Musik sowie mehrjährige Projekt­betreuerin „JUNIOR“ am Städtischen Mädchengymnasium Essen-Borbeck in Essen, und von Dr. Beate Schulte, Lehrerin für Chemie und Geschichte an der Luisenschule, Mülheim an der Ruhr. Alle Preisträgerinnen wurden von ihren Schülerinnen und Schülern der letzten beiden Abschlussjahrgänge für die Auszeichnung nominiert, die bei den drei Pädagoginnen den anspruchsvollen, vielseitigen Unterricht, die Motivation und Unterstützung, das große außer­schulische Engagement, die Liebe am Unterrichten, Kompetenz, Ehrlichkeit, Verständnis und Vertrauen sowie Kritikfähigkeit besonders hervorhoben.

Yvonne Gebauer, Ministerin für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen: „Lehre­rinnen und Lehrer sind die tragenden Säulen, Bildung im 21. Jahrhundert zukunftsgerichtet zu gestalten. Ich freue mich, dass in der Kategorie ‚Schüler zeichnen Lehrer aus‘ wieder erfolg­reiche Pädagoginnen aus NRW dabei sind. Die Wertschätzung, die ihnen mit dieser Aus­zeichnung entgegengebracht wird, kann ich nur unterstreichen und möchte diese auch an alle Lehrkräfte an unseren Schulen richten. Mehr gesellschaftliche Anerkennung für den Lehrer­beruf zu schaffen, ist ebenfalls Ziel der geplanten Lehrerwerbekampagne der Landesregie­rung. Erfreulich ist zudem, dass Lehrerteams aus NRW für innovativen Unterricht ausgezeich­net wurden. Das zeugt vom großen Engagement der Lehrkräfte. Und es zeigt: Im Team kann es gelingen, Innovationen anzustoßen und erfolgreich umzusetzen.“

Mit dem 1. Preis in der Kategorie „Lehrer: Unterricht innovativ“ würdigte die Jury das Pädago­gen-Team Uta Bell (GB), Chantal de Liege (NL), Sandra Dreising, Nora Hochscherff, Ina Kühn, Esther Lanters (NL), Boris Meltzow, Kirsten Mommer (NL), Luisa Ossege um Projekt­leiterin Adriane Langela-Bickenbach vom Gymnasium St. Leonhard in Aachen für das „GLAS-Projekt“. Mit diesem Projekt können sich Schülerinnen und Schüler im Rahmen des regulären Fachunterrichts durch regelmäßige Videokonferenzen mit gleichaltrigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus der niederländischen Partnerschule „Scholengemeenschap Sophianum“ in ihren jeweiligen Muttersprachen unterhalten. Der Name des Projekts setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der beteiligten Orte und Schulen zusammen: G(ulpen), L(eonhard), A(achen), S(ophianum). Der Fokus liegt auf der Umsetzung einer bereits bestehenden Schul­partnerschaft, die neben gegenseitigen Besuchen von einem regelmäßigen, digital basierten Austausch profitiert. Oberstes Ziel ist die Erhöhung der interkulturellen Handlungsfähigkeit der Lernenden und die Steigerung ihrer fremdsprachlichen, kommunikativen und medialen Kom­petenz. Das Projekt bietet die Möglichkeit, die Schule durch den Einsatz digitaler Medien zu öffnen und eine Verbindung zwischen Unterricht und Realität außerhalb der Schule herzustel­len. Der Einsatz von Videokonferenzen erschließt den Lernenden ein völlig neues Medien­system, das auch in ihrem späteren Ausbildungs- und Berufsleben eine zunehmend wichtige Rolle spielen wird. Die Jury wertete die Idee der Einbindung moderner technischer Möglich­keiten für ein gemeinsames Unterrichtsprojekt internationaler Lerngruppen als hervorragend. Projektleiterin Adriane Langela-Bickenbach: „Guter Unterricht lässt Lernende aktiv sein und ihre Selbstwirksamkeit spüren, enthält authentische Lernsituationen und spricht Sinne sowie Emotionen an, gibt Raum für Kreativität, zeitgemäße Kommunikation, kritisches Denken und eine gewinnbringende Interaktion, unterstützt den Mut zu scheitern und pflegt eine positive Fehlerkultur, ist dynamisch, flexibel und bietet eine vielfältige Auswahl an Methoden und (digitalen) Medien.“

Der 3. Preis in der Kategorie „Lehrer: Unterricht innovativ“ ging an das Pädagogen-Team Ina Benning, Melanie Boga, Natasja Brughmans, Johannes Grosse, Erol Herrmann, Alex Horn, Peter Hoenkhaus, Rena Posdziech, Svenja Reinermann, Ruthild Siebel-Plath, Nicole Suminski und Andrea Vierschilling um Projektleiter und Gesamtschuldirektor Dirk Braun von der Gesamtschule Höhscheid in Solingen für ihr Projekt „Schlüsselkompetenzen trainieren“. Hinter diesem Titel verbergen sich drei verschiedene Lern-Arrangements: das „Individuali­sierte Lernen“ in Lernbüros für die Fächer Deutsch, Englisch und Mathematik, die Unterstüt­zung von Naturwissenschaften, Arbeitslehre, Religion und Gesellschaftslehre durch „koopera­tives und projektorientiertes Lernen in Epochen“ sowie die „Wahldifferenzierung in Werk­stätten“ in Kunst, Musik und Sport. Nach der Einführung einer Kompetenz in einer „Methoden­stunde“ wird diese mittels eines Team-Pinboards zum entsprechenden Wochen- bzw. Monatsziel gesetzt. Das individuelle Lernen geschieht durch Lern-Coachings in Form von Coaching-Büros mit Lern-Coaches, Beratungstagen mit Klassenleitung und Eltern, Tisch­gruppen-Reflexionen oder Kurz-Coachings während des Unterrichts. Dieses Projekt beein­flusst nicht nur die methodische Umsetzung eines einzelnen Unterrichtsfachs, sondern wirkt sich auf die Gestaltung des gesamten Schulalltags aus. Es setzt voraus, dass sich alle Lehr­kräfte an der Verwirklichung beteiligen. Das gesamte Kollegium wurde dafür im Lern-Coaching ausgebildet. Ein solches Projekt fördert daher sowohl die Teamfähigkeit innerhalb der Schüler­schaft als auch die Zielorientierung und das kooperative Verständnis der einzelnen Lehrkräfte. Die Jury überzeugte der Ansatz, wie in allen Fächern die Lernkompetenz der Schülerinnen und Schüler geübt und gesteigert werden kann. Projektleiter Dirk Braun: „Guter Unterricht ist ein aktiver Prozess, bei dem alle beteiligten Personen nachhaltig (neue) Kompetenzen erlangen. In diesen Lernsituationen werden lernförderliche Rahmenbedingungen wie Lern­raum, Lernarrangements, Interaktion, Auseinandersetzung, Rückmeldung und Orientierung benötigt.“

Den Sonderpreis vergab die Jury an Tobias Dorweiler, Riza Kara und Philipp Kinkel mit Projektleiter Jan-Martin Klinge von der Gesamtschule Eiserfeld in Siegen für ihr Projekt „Lerntheken in Mathematik“. Bei dieser Unterrichtsmethode werden einzelne Aufgaben nach einem festgelegten Design-Schema auf laminierten Karteikarten an einer Stelle in der Klasse gesammelt. In freier Arbeit können die Schülerinnen und Schüler sich die Karten eigenständig heraussuchen und bearbeiten. Grün steht dabei für einfache Grundrechnungen, gelbe Karten weisen auf einen mittleren Schwierigkeitsgrad hin und rote Karten, die jedoch auf freiwilliger Basis zu bearbeiten sind, auf besonders anspruchsvolle Aufgaben. Lilafarbene Lernkarten, auf denen die Rechenregel noch einmal genauer erklärt wird, dienen als Hilfestellung. Die Lösun­gen der Aufgaben stehen in den allermeisten Fällen auf der Rückseite der Karten, wodurch die Lernenden direktes Feedback erhalten, ob sie die Station erfolgreich gelöst haben. Außerdem erhalten sie die Möglichkeit, die einzelnen Stationen in ihrem eigenen Tempo zu bearbeiten. An den Stationen finden sich immer wieder realweltliche Probleme, die die Lernenden selbst ganz neu durchdenken müssen. Besonders zukunftsorientiert ist die Bereitstellung der Lerntheken als freies Open-Educational-Resources-Material. Das hohe Maß an Selbstorgani­sation des individuellen Lernfortschrittes innerhalb der komplett vorbereiteten Lernumgebung ermöglicht der Lehrkraft Freiräume, sodass sich intensiv mit einzelnen Schülerinnen und Schülern auseinandergesetzt werden kann, ohne dass andere Lernende warten oder einen Nachteil haben. Bemerkenswert ist, dass die Schüleraktivität bei nahezu 100 Prozent liegt. Die Jury überzeugte vor allem, dass sich das Konzept der Lernkarten an der Erfahrungswelt der Schülerinnen und Schüler orientiert und den Lernenden einen stets verfügbaren Wissens­speicher ermöglicht. „Da die Schülerinnen und Schüler selbst das Lerntempo in einem vorge­gebenen Rahmen gestalten können, verspricht diese Unterrichtsform ein weitestgehend angstfreies Lernen.“

15 Lehrerinnen und Lehrer sowie sechs Pädagogen-Teams aus insgesamt neun Bundes­ländern erhielten in der Wettbewerbsrunde 2017 den „Deutschen Lehrerpreis“. Dabei gingen jeweils sechs Auszeichnungen nach Bayern (Kempten, München (2), Nürnberg (2), Rothen­burg ob der Tauber) und Nordrhein-Westfalen (Aachen, Bünde, Essen, Mülheim an der Ruhr, Siegen, Solingen), je zwei nach Hessen (Geisenheim, Großkrotzenburg) und Nieder­sachsen (Hannover, Schiffdorf) und jeweils eine nach Baden-Württemberg (Lauda-Königs­hofen), Berlin, Brandenburg (Grünheide/Mark), Sachsen (Eilenburg) und Thüringen (Themar).

Über 4.800 Schüler/innen und Lehrkräfte beteiligten sich 2017 zum zehnten Jubiläum am Wettbewerb, der von der Vodafone Stiftung Deutschland und dem Deutschen Philologen­verband durchgeführt wird.

Die Initiatoren des Wettbewerbs „Deutscher Lehrerpreis – Unterricht innovativ“ wollen mit der Auszeichnung die positiven Leistungen von Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern würdigen und in den Vordergrund der öffentlichen Wahrnehmung rücken. Der hochrangig besetzten Wettbewerbs-Jury gehörten an: Frank Haubitz, Sächsischer Staatsminister für Kultus a.D.; Dr. Stefanie Hubig, Ministerin für Bildung des Landes Rheinland-Pfalz; Dr. Anja Hagen, Mitglied der Geschäftsführung des Cornelsen Verlags; Prof. Dr. Olaf Köller, Geschäftsführender Direktor des IPN, Universität Kiel; Prof. Dr. Kathrin Fussangel, Professorin für Empirische Schulforschung an der Bergischen Universität Wuppertal; Prof. Dr. Jürgen Baumert, Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung Berlin; Martin Spiewak, Mitglied der Redaktion Wissen der Wochenzeitung DIE ZEIT; Donata Vogtschmidt, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Landesvorstand der Landesschülervertretung Thüringen. Darüber hinaus vertreten Prof. Susanne Porsche, Initiatorin des Deutschen Lehrerpreises bei der Vodafone Stiftung, Inger Paus, Vorsitzende der Geschäftsführung der Vodafone Stiftung Deutschland, und Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, die Träger des Wettbewerbs.

Hinweis für die Redaktionen: Ausführliche Informationen und druckfähige Fotos von der Preis­verleihung und allen Preisträgern stehen zum kostenfreien Download in der digitalen Presse­mappe auf www.lehrerpreis.de/preisverleihung zur Verfügung.

Thorsten Timmerarens
Heraeus Bildungsstiftung
Tel. 0176 / 17 84 29 57
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Victoria Hildebrand
Deutscher Philologenverband
Tel. 0179 42 49 358
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