Projektbeschreibung:
Erhöht das Hören schneller und aufregender Musik das Unfallrisiko? Die Wirkung von Musik auf die Geschwindigkeitswahrnehmung beim Autofahren war Gegenstand einer empirischen Untersuchung, die die Schüler/innen der Kurse Musik und Psychologie des Gymnasiums am Rosenberg gemeinsam realisierten.
Am Anfang standen in beiden Fächern vorbereitende Unterrichtseinheiten, in denen die fach- lichen Grundlagen für Planung, Durchführung und Bewertung einer solchen Studie vermittelt wurden. Dabei bestand die Herausforderung auch in der Annäherung der beiden Fachrich- tungen. In Musik wurden die Schüler/innen für musikpsychologische Fragestellungen sensibi- lisiert, indem sie sich mit der Wirkung von Musik in unterschiedlichen Lebensbereichen beschäftigten. Die Annäherung seitens der Psychologie bestand in der Auseinandersetzung mit Wahrnehmung, Aufmerksamkeitssteuerung und emotionaler Beeinflussung. Zugleich lernten die Kursteilnehmer/innen die Grundlagen empirischer Forschung kennen.
Während des folgenden gemeinsamen Projekts „Gefährliche Musik?“ bereiteten die Schüler/innen die Studie vor und fertigten Medien und Fragebögen an. Der Film einer Auto- fahrt mit Tempo 80 wurde mit unterschiedlich schnellen Musikstücken unterlegt. Die Proban- den/innen mussten jeweils die Geschwindigkeit des Autos schätzen. Innerhalb von drei Wochen befragten die Schüler/innen über 250 Personen und trugen die Daten zusammen. Die Auswertung der Studie zeigte, dass Musik insgesamt auf das Geschwindig-
keitsempfinden wirkt, und dass junge Fahrer/innen sich in besonderem Maße von der Musik beeinflussen lassen.
Das Besondere:
Bei der empirischen Studie zu „Musik beim Autofahren“ handelte es sich um ein Projekt, des- sen Ergebnis tatsächlich offen war. Die Schüler/innen konnten somit einen eigenständigen Beitrag zur Diskussion um „Musik und ihre Wirkung“ leisten. Sie zeigten ein hohes Maß an Eigeninitiative und Verantwortungsbewusstsein.
Da es nur bei zwei Personen Überschneidungen in beiden Kursen – Musik und Psychologie- gab, entwickelte sich eine „moderne“ Arbeitsweise, die in Hochschule und Wirtschaft bereits Einzug gehalten hat, in der Schule aber noch selten praktiziert wird: Die Schüler/innen ver- mittelten sich ihr Wissen gegenseitig, organisierten sich selbst und erfüllten ihre Aufgaben in Arbeitsteams.
Erfahrungen und Ergebnisse:
Das Unterrichtsvorhaben reagierte auf Kritik ehemaliger Schüler/innen, dass die Schule zu wenig auf das wissenschaftliche Arbeiten im Studium vorbereite. Hier wurde insbesondere der Umgang mit wissenschaftlichen Studien und deren Ergebnissen genannt. „Gefährliche Musik?“ vermittelte den Akteur/innen Fähigkeiten und Kenntnisse und bot zugleich Raum für selbständiges Gestalten. Die Schüler/innen erlebten so, was Wissenschaftlichkeit bedeutet. Scheinbar beiläufig haben sie dabei gelernt, wie sich neue Medien für eigene Belange sinn- voll einsetzen lassen.
Ein weiterer gewinnbringender Aspekt war Persönlichkeitsbildung. Die Schüler/innen haben durch die Wertschätzung ihrer eigenen Sache mehr Selbstbewusstsein ausgebildet. Sie haben gelernt, dass es sich lohnt, für die Gruppe und die Sache Verantwortung zu übernehmen und erlebt, wie erfolgreiche und effektive Teamarbeit funktioniert.
Aus dem Gutachten:
„Für die Altersstufe ist das Projekt ungemein motivierend, da sich die Schüler/innen ja inten- siv mit dem Führerschein beschäftigen. (…) Die Schüler/innen lernen „spielerisch“, da vom Thema begeistert, wissenschaftlich zu arbeiten. Das Selbstbewusstsein stärkend war für die Schüler/innen vor allem die Befragung von Mitarbeitern wichtiger Institutionen (ADAC,
Mercedes-Benz) und das Interesse der Öffentlichkeit an den Ergebnissen der Studie.“