Preisträger

Unterricht innovativ
2024
Cornelsen-Sonderpreis „Umwelt und Nachhaltigkeit“

„PecKieS – Foodtruck"

Martin Lorek mit Monika Cremer und Matthias Nowroth

v.l.n.r. Martin Lorek, Monika Cremer und Matthias Nowroth; Foto-Credit: Deutscher Lehrkräftepreis, 2025

Projektbeschreibung

Das Unterrichtsprojekt „PecKieS – Foodtruck“ unter Leitung von Martin Lorek mit Monika Cremer und Matthias Nowroth sowie der Unterstützung durch weitere Lehrkräfte ist ein innovatives Konzept für Schülerinnen und Schüler (SuS) mit Förderbedarf in der „Geistigen Entwicklung“. Ziel ist es, praxisnahe Berufsvorbereitung zu ermöglichen, Selbstvertrauen zu stärken und Inklusion in der Öffentlichkeit zu fördern.

Im Zentrum steht ein maßgeblich von den SuS betriebener Foodtruck, der einmal wöchentlich an wechselnden Verkaufsstandorten des öffentlichen Raums steht. Dort verkaufen die SuS selbst frische und selbst hergestellte Speisen. Die SuS übernehmen – ausgerichtet an der individuellen Verfassung und aktuellen Möglichkeiten – die verschiedenen Aufgaben wie Planung, Einkauf, Zubereitung, Verkauf und Abrechnung. Beim Führen einer Kasse oder auch beim Wiegen und Messen eignen sie sich sowohl mathematische Kompetenzen an als auchbeim Kochen nach Bild- oder Textrezept sowie Verkauf kommunikative Kompetenzen wie Lesen und Schreiben.Die Lehrkräfte achten dabei stets auf eine sach- und fachgerechte Vorgehensweise sowie die Einhaltung der geltenden Hygienebestimmungen. Das Unterrichtsprojekt ist fächer- und klassenübergreifend angelegt. Neben der Gastronomie-Klasse sind weitere berufliche Schwerpunktklassen in das Projekt eingebunden:

  • Die Garten-Klasse liefert frisches Gemüse, Salate und Kräuter.
  • Die Service-Klasse stellt z. B. Papiertüten aus Recyclingmaterial her, bedruckt diese mit dem Projektlogo und kümmert sich um die Reinigung der Schürzen.

Die SuS lernen dabei nicht nur berufliche Fähigkeiten, sondern auch Schlüsselkompetenzen wie Teamarbeit, Durchhaltevermögen und Kundenkommunikation. Nach jedem Verkaufstag erfolgt eine Reflexionsphase, in der Erfolge, Kritik und Verbesserungspotenziale besprochen werden, um das Konzept gemeinsam weiterzuentwickeln.

Das Besondere

Das Foodtruck-Projekt verbindet praxisnahe Berufsvorbereitung mit Inklusion und Nachhaltigkeit. Während die klassische Berufsvorbereitung oft auf wenige Stunden begrenzt ist, erhalten die SuS hier eine intensive, praxisnahe Ausbildung. Alle Unterrichtsbereiche sind konsequent auf den Berufsschwerpunkt ausgerichtet, wodurch ein tiefgehendes Lernen ermöglicht wird.

Ein herausragendes Merkmal ist die Inklusion im echten Arbeitsumfeld. Der Foodtruck tritt nicht als Förderschul-Projekt auf, sondern überzeugt durch die Qualität seines breit gefächerten gastronomischen Angebots. So erleben die Jugendlichen eine gleichwertige Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Besonders bemerkenswert ist die persönliche Entwicklung der SuS. Denn der Verkauf in der Öffentlichkeit stellt eine besondere Herausforderung dar, da viele SuS zunächst Hemmungen haben, mit fremden Personen in Kontakt zu treten. Durch regelmäßige, positive Erfahrungen wächst jedoch ihr Selbstvertrauen

Impressionen vom Verkauf und den Produkten des „PecKieS – Foodtruck“

Auch die Nachhaltigkeit spielt eine zentrale Rolle. Zutaten stammen aus biologischem oder regionalem Anbau, Plastik wird vermieden und Verpackungen werden durch Recycling-Alternativen ersetzt. Das Projekt sensibilisiert die SuS für bewussten Konsum und findet auch bei den Kunden großen Anklang. „PecKieS“ ist mehr als ein Unterrichtsprojekt – es ist gelebte Inklusion, nachhaltiges Wirtschaften und erfolgreiche Berufsvorbereitung in einem. Diese Kombination bietet besonders vielfältige Lern- und Fördermöglichkeiten auf unterschiedlichsten Lernniveaus und macht es einzigartig, bleibt aber gleichzeitig übertragbar auf andere Schulen. Seit 2017 entstand so ein bundesweit herausragendes Projekt mit einer großen Fülle von Lernangeboten, einer attraktiven Außenwirkung für die Schule und auch für die gesellschaftliche Inklusion von Menschen mit Behinderungen.

Erfahrungen und Ergebnisse

Die Erfahrungen mit „PecKieS“, dem Foodtruck, zeigen, wie sehr praxisnahes Lernen sowohl die persönliche als auch berufliche Entwicklung fördert. Die SuS erwerben nicht nur fachliche Qualifikationen, sondern auch Selbstbewusstsein und soziale Kompetenzen. Viele, die anfangs unsicher waren, treten nun selbstbewusst auf, übernehmen Verantwortung und genießen die direkte Rückmeldung durch Kunden. Ein Schüler, der zunächst kaum sprach, präsentiert heute selbstbewusst seine Desserts und ließ sich sogar von der WDR-Lokalzeit für eine Social-Media-Reportage interviewen.

Das Projekt hilft den SuS insbesondere bei der beruflichen Orientierung. Einige SuS entdecken ihre Begeisterung für die Gastronomie und finden Praktikums- oder Arbeitsplätze außerhalb der Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Andere erkennen, welche Tätigkeiten ihnen weniger liegen – eine wertvolle Erkenntnis für ihre Zukunftsplanung. Doch auch außerhalb der Berufsvorbereitung ist gerade der Bereich Hauswirtschaft und Küche für die SuS von immenser lebenspraktischer Bedeutung.

Der Foodtruck hat mittlerweile zahlreiche Stammkunden, was zeigt, dass die öffentliche Resonanz äußerst positiv ist. Aufgrund der regelmäßigen Präsenz entsteht ein Begegnungsraum, in dem Inklusion ganz selbstverständlich gelebt wird. Auch das nachhaltige Konzept fördert ein umweltbewusstes Denken – sowohl bei den SuS als auch bei den Kunden. Die gesammelten Erfahrungen zeigen, dass solch ein Konzept langfristig positive Veränderungen bei SuS bewirken können.

„Die Arbeit im Food-Truck macht voll Spaß! Das ist so cool, wenn die Kunden kommen und sagen: ‚Hey, das war wieder super lecker bei Euch! Dann freu ich mich.“ (Najbir, 18)

„Beim Kassieren komm ich oft so richtig ins Gespräch mit den Kunden. Einfach normal so und nicht so, als wären wir alle nur behindert.“ (Luisa, 18)

Aus den Gutachten

„Ein absolut herausragendes Beispiel für einen innovativen, erfolgreichen und nachhaltigen Beitrag. Nicht nur die Planung und Umsetzung, sondern auch die überaus sorgfältige und reichhaltige Beschreibung des Projekts überzeugen voll umfänglich. Deutlich wird dies auch daran, dass der Beitrag tatsächlich sowohl als ‚innovativer Unterricht‘, als auch als besonders wertvoller Sonderpreis ‚Nachhaltigkeit‘ geeignet scheint.“

„Das Projekt überzeugt in seinem fächerübergreifenden Ansatz der Berufsvorbereitung. Es ist offen und nachhaltig angelegt und birgt Chancen, ein breites Spektrum an Zielen zu erreichen.“

„Das Projekt kommt im Rahmen der Herausforderung von ‚Umwelt und Nachhaltigkeit‘ sämtlichen Zielsetzungen nach. Es fördert nachhaltig Engagement und Selbstbewusstsein von Schülerinnen und Schülern, Vorstellungen der Nachhaltigkeit in der Öffentlichkeit, wirbt für einen verantwortungsvollen Umgang mit Naturprodukten und leistet auch einen glaubwürdigen und wirksamen Beitrag zur Inklusion.“

https://www.instagram.com/peckiesfoodtruck/
https://www.paul-kraemer-schule.de/unsere-arbeit/schule-beruf/peckies/

Eckdaten

Schule: Paul-Kraemer-Schule Frechen, Förderschule mit Schwerpunkt Geistige Entwicklung
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Jahrgangsstufe: 10. bis 13. Schulbesuchsjahr
Fächer: Berufsvorbereitung – Gastronomie / Hauswirtschaft