Projektbeschreibung
Die regionale Geschichte ist für die Arbeit des Geschichtslehrers Christoph Gunter-Seretny besonders wichtig. Denn für Schülerinnen und Schüler ist es meist deutlich interessanter, die „Lehrbuchtexte“ mit regionalen Ausprägungen zu ergänzen – ob nun mit Fotos, Texten, Zeitungsartikeln oder Exkursionen zu Gedenkstätten, Schauplätzen (Stolpersteine, etc.).
Die aufwändige Planung des Projektes begann bereits ein Jahr vor der Durchführung und startete mit einem Treffen mit dem Finnentropper Archivar zur Eruierung der Quellenlage. Danach nahm
Christoph Gunter-Seretny Kontakt zum Heimatbund auf und sammelte weitere Quellen, bis schließlich ein großer Fundus an Material vorlag.
Zunächst wurden mehrere Arbeitsgruppen erstellt: „Sponsoring, Planung“, „Organisation“, „Fotos, Logo“, „Kriegsdenkmäler“, „Kriegervereine“, „Mobilisierung“, „Kriegspferde“, „Arbeit im Ersten Weltkrieg“, „Ferdinand Müller“, „August Hoff“. In einem Arbeitsreader für die Schülerinnen und Schüler wurden alle wichtigen Schritten erklärt: Zeitplan, Arbeit mit Quellen (Analyse von Bild- /Schrift- /Sachquellen), Durchführung.
In den ersten Wochen wurde die volle Unterrichtszeit für das Projekt verwendet, da der Erste Weltkrieg ebenfalls im schulinternen Curriculum behandelt wurde. Im Anschluss war jede Woche eine Stunde für das Projekt eingeplant. Einen Teil der Arbeit, wie zum Beispiel Fotos von Denkmälern des Ersten Weltkrieges oder das Lesen längerer Texte, haben Schülerinnen und Schüler in ihrer Freizeit erledigt.
Die Arbeit war sehr vielschichtig. Schülerinnen und Schüler, die an einer Stelle an die Grenzen ihrer Kompetenzen kamen (z.B. Quellen auswerten oder übersetzen), konnten an anderer Stelle eine positive Erfahrung machen (Plakate designen, den Empfang organisieren oder eine Rede halten). Hilfestellungen boten meist konkrete Gespräche mit dem Lehrer oder dem Archivar.
Jede Woche besuchte eine Arbeitsgruppe für mehrere Stunden das Archiv zur Quellen-Arbeit. Zusätzlich wurde u.a. vom Heimatverein ein Sütterlin-Kurs durchgeführt. Eine abschließende Exkursion nach Diksmuide in Belgien war geplant, sie fand aufgrund von Corona nicht statt. In naher Zukunft soll es jedoch eine Exkursion bzw. einen Schüleraustausch geben zusammen mit der Gemeinde Finnentrop und dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.
Während der letzten Arbeitsphase und der Planung der feierlichen Ausstellungs-Eröffnung zur Präsentation der Projekt-Ergebnisse mussten wegen des Corona-Lockdowns die restlichen Arbeiten digital geschehen.
Die Ausstellungs-Eröffnung fand schließlich im Mai 2021 statt – vollständig von den Schülerinnen und Schülern vorbereitet: Verfassen der Einladungs-Mail, Organisation der Abläufe (Reden der Schulleitung, des Bürgermeisters, von Schülerinnen und Schülern etc.), Organisation und Durchführung des Sektempfangs mit Musik.
Das Besondere
Das Besondere an diesem Projekt ist die Übertragung der Verantwortung auf die Schülerinnen und Schüler, die selbst viele Ideen beisteuerten, und die Zusammenarbeit mit den zahlreichen nichtschulischen Partnern. Des Weiteren ging das Projekt vielfältig über den Gesellschaftslehre-Unterricht hinaus: Das Plakat-Designen förderte künstlerische Kompetenzen, die Deutsch-Kenntnisse konnten beim Verfassen und Korrigieren der Plakat-Texte eingesetzt werden, das Foto-Team musste Quellen fotografieren und mit dem Archivar weitere Bilder aus dem Archiv organisieren, das Organisationsteam kümmerte sich um das Sponsoring, das Ausfüllen von Formularen für Spenden und die Kalkulation der generell anfallenden Kosten. Durch die Planung der Eröffnungsveranstaltung (Verfassen von Einladungen, Sektempfang, Häppchen, Organisation, Kalkulation Bewirtung etc.) wurden die Schülerinnen und Schüler an das Event-Management herangeführt – mit Anlehnungen an die Fächer Hauswirtschaft und Mathematik. Darüber hinaus lag der Fokus auf dem Regionalbezug, durch den die Schülerinnen und Schüler die Bedeutung von Geschichte für sich selbst erleben konnten
Christoph Gunter-Seretny hat bereits bei der Konzeption des Projektes ein Aufleben der Partnerschaft mit Belgien eingeplant, da gerade der direkte Kontakt zu Menschen aus anderen Ländern Schülerinnen und Schüler Europa unmittelbar erleben lässt. Durch die neuen Medien können die Jugendlichen zudem unproblematisch miteinander in Kontakt treten und bleiben. Eine Fortsetzung der Arbeit ist in Planung, zunächst in Form von Exkursionen nach Belgien, gefolgt von einem organisierten Schülerinnen- und Schüler-Austausch. Die Akquise der nötigen Mittel läuft seit über einem Jahr, Gespräche mit der Gemeinde Finnentrop und dem Bund der Kriegsgräberfürsorge haben dazu bereits stattgefunden.
Erfahrungen und Ergebnisse
Das Projekt wurde im Kreis Olpe sehr positiv angenommen. Landrat Theo Melcher: „Vielen Dank für Ihr Engagement und das der ganzen Klasse. Es ist wichtig, sich mit der Vergangenheit und insbesondere den Schicksalen der Menschen in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts auseinanderzusetzen. Dies gelingt besonders, wenn ein örtlicher Bezug hergestellt werden kann. Dies ist Ihnen und der Klasse gelungen. Hoffen wir, dass die jungen Menschen die Geschichte und die aufgeführten Schicksale als Lehrmeister betrachten.“
Die professionell erstellten Plakate können jederzeit wieder ausgestellt werden und so künftigen Schülerinnen und Schülern einen Einblick in die Zeit des Ersten Weltkriegs in Finnentrop liefern. Eine Fortführung der Ausstellung als Wanderausstellung ist bereits in Planung, sie soll im Rathaus, im Südsauerlandmuseum und dem Kinderjugendkulturheim aufgebaut werden. Weitere regionale Schulen wurden angefragt, die darüber im kommenden Schuljahr entscheiden.
Das Projekt hat eine große Relevanz für Schülerinnen und Schüler, sie konnten Geschichte so in ihrer eigenen regionalen Bezugswelt wahrnehmen. Sie lernen viel über Aufgabenverteilung und Projektmanagement, was besonders für weitere Ausbildungsberufe wichtig ist. Zudem wurde Teamarbeit gefördert und die Lösung komplexer Aufgaben trainiert.
Aus den Gutachten
„Das Projekt „Der Erste Weltkrieg in Finnentrop“ ist genau dokumentiert und dadurch gut nachvollziehbar. Es wird außerdem deutlich, welche Öffentlichkeitswirksamkeit es im außerschulischen Umfeld hatte, so dass der Zugewinn für die Schülerinnen und Schüler durch dieses positive Feedback von außen sicherlich hoch einzuschätzen ist. Eine Übertragbarkeit auf ähnliche regionalgeschichtliche Projekte an anderen Schulen ist gut denkbar.“„