Projektbeschreibung
Bürgerschaftlich! Leidenschaftlich! Ungewöhnlich! Mutig! Das ist der BLUM-Preis, ein deutschlandweit bisher einzigartiges Projekt, bei dem Schüler:innen des Robert Blum Gymnasiums Berlin einen Preis für ziviles Engagement von außerschulischen Initiativen oder Menschen ausloben. Ausgezeichnet werden gesellschaftlich aktive Gruppen, die sich ehrenamtlich und sozial engagieren und die Schülerschaft damit nachhaltig beeindrucken.
Die Idee entstand, nachdem der Förderverein der Schule 500€ als Preisgeld zur Verfügung stellte, und schon war die Leidenschaft, der Mut und das Engagement in 34 Schüler:innen einer 7. Klasse und ihren drei Lehrkräften geweckt.
Der Preis soll Engagement und Partizipation fördern, indem er die üblichen Spielregeln umdreht: Die Schülerschaft lobt den Preis aus und übernimmt darüber hinaus die gesamte Verantwortung für die Projektplanung und alle anfallenden Tätigkeiten: Angefangen mit der inhaltlichen Auseinandersetzung darüber, was Schüler:innen politisch erreichen können und wie sie sich engagieren können, setzen sich die Lernenden am Beispiel von Emma Gonzales (US-amerikanische Aktivistin für strengere Waffengesetze), Malala (Kinderrechtsaktivistin und jüngste Friedensnobelpreisträgerin) und Greta Thunberg (Umweltaktivistin) mit dem Begriff der politi-schen Partizipation und den für sie alltagsrelevanten Themen auseinander.
Dabei entscheiden sie selbst, welche Themen (Umweltschutz, Gleichberechtigung, Bekämpfung von Rechtsradikalismus oder Kinderrechte) sie in den Fokus rücken wollen. Die inhaltliche Erarbeitung erfolgte über Referate und Präsentationen in Interessensgruppen, die die Schüler:innen selbst gründeten, zur Vertiefung dieser Interessen wurden verschiedene Exkursionen passend zu den Gruppen durchgeführt.
Jede Lerngruppe legt nach intensiver Auseinandersetzung mit den Themen fest, welche Personengruppen ausgezeichnet werden sollen und wofür. Alle daraufhin anfallenden Aufgaben erarbeiten die Schüler:innen selbstständig in Kompetenzteams: Kriterien festlegen, die Ausschreibung und eine Pressemitteilung formulieren, eine:n geeignete:n Schirmherr:in finden, Sponsoren suchen. Parallel zu diesen Tätigkeiten werden im Deutschunterricht das adressatengerechte Anschreiben und die Funktion der verschiedenen Textsorten vertieft. Der Schritt, den Unterricht für Öffentlichkeit zu öffnen, ist entscheidend, damit das Projekt für die Schüler:innen echt und greifbar wird.
Im weiteren Verlauf werden die Schüler:innen zu Event-Manager:innen, bilden ein Jury-Gremium, das ausschließlich mit Schüler:innen besetzt wird und planen in Gruppen den Ablauf und die Organisation der Preisverleihung, bei der auch die Presse anwesend sein soll. Die Preisverleihung als Höhepunkt des Unterrichtsprojekts und die Berichterstattung in den darauffolgenden Tagen zeigt den Lernenden, welche Wirkung ihre Arbeit und ihre Mühen haben.
Das Besondere:
Im Verlauf des Projekts haben die Schüler:innen die Gelegenheit, sich im Rahmen ihrer individuellen Möglichkeiten in das Projekt einzubringen und es maßgeblich zu gestaltet. Die fächer-übergreifende Förderung und Forderung der individuellen Kompetenzen und der eigenen Persönlichkeit über die Fachdisziplinen hinaus steht dabei im Vordergrund: Aus der Schüler:innen-orientierten Förderung wird soziales Lernen und ein gemeinschaftliches Großprojekt, auf das Schüler:innen wie Lehrkräfte stolz sein können.
Da die Schüler:innen in weitesten Teilen selbstbestimmt und selbstverantwortlich das Projekt gestalten, entsteht eine intrinsische Motivation und hohe Identifikation mit dem Projekt. Die Erfahrung, dass die eigene Arbeit öffentlich sichtbar und wirkungsvoll ist, reale Auswirkungen im echten Leben und sogar erheblichen Einfluss hat, lässt die Schüler:innen über sich hinauswachsen.
Den Schüler:innen wird die Möglichkeit und Verantwortung der Mitsprache gegeben und so ein Sinn für Demokratie vermittelt. Denn nicht nur das Geld, sondern vor allem die Schwerpunktsetzung, Ausgestaltung und Durchführung des Preises liegt in den Händen der Lernenden. Sie erleben und erfahren, dass man nur als Team eine so große Aufgabe meistern kann. Egal wie groß der jeweils individuelle Beitrag ist: Alle Schüler:innen tragen zum Gelingen bei und erkennen, dass alle Verantwortung tragen.
Nicht zuletzt bekommen die Schüler:innen einen grundlegenden Einblick in das Verstehen, Aufstellen und Verändern von Regeln, die für ein Zusammenleben in einer Gesellschaft unabdingbar sind.
Erfahrungen und Ergebnisse:
Das Projekt BLUM-Preis leistet auf Grund der Zusammenarbeit in einer heterogenen Gruppe einen gesellschaftlichen Beitrag für das Verstehen von Mehrheits- oder Konsensentscheiden, der Akzeptanz anderer Positionen, das Gestalten von Entscheidungsprozessen und die sich daraus ergebende Reflexion der Entscheidungen.
Über die Monate wurde sichtbar, wie schnell sich die Klasse bei Entscheidungsfindungen, deren demokratische Prozesse immer wieder geübt wurden und die sich mittlerweile verselbstständigt hat, organisieren konnte.
Die Öffnung der Schule nach außen zu anderen Institutionen und der Kontakt zu den Preisträger:innen eröffneten im Nachgang der Preisvergabe neue Lern- und Betätigungsfelder: Die Klasse wurde vom LISUM Berlin-Brandenburg eingeladen, auf einer Tagung zum Thema „Schüler:innen-Mitsprache“ ihr Projekt vorzustellen. Die Klasse hat das Projekt auf der Konferenz „referenzen:resonanzen“ der Kulturagenten zum Thema Partizipation präsentiert.
Eine von der projektleitenden Klasse durchgeführte Evaluation ergab das Ziel, für die nächste Preisvergabe alle Schüler:innen des Robert Blum Gymnasiums über die nächsten BLUM-Preisträger:innen abstimmen zu lassen.
Die erfolgreiche Durchführung der Preisverleihung nach einem monatelangen Vorbereitungsprozess bedeutete für die Lernenden einen enormen Gewinn. Auf Grund dieser Leistung und der vorangegangenen Arbeit wurde ein neues Wahlpflicht-Fach „Demokratie und Mitsprache“ für die Klasse 9 am Robert Blum Gymnasium implementiert. In diesem Fach sollen Demokratie-Erziehung und partizipative Beteiligung der Schüler:innen an schulischen, politischen und gesellschaftlichen Prozessen im Fokus stehen.
Die Schüler:innen haben es durch ihr Engagement geschafft, Schulentwicklung zu betreiben.
Aus den Gutachten:
„Ein sehr bemerkenswertes zivilgesellschaftliches Projekt: Die Kinder lernen mit der Teilhabe am Projekt und dessen Verlauf gesellschaftliche Verantwortung und damit Teilhabe und Engagement für die Bürgergesellschaft“.
Am 19. März 2021 wurde der BLUM-Preis für ziviles Engagement – Schirmherr ist der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung Thomas Krüger – zum 2. Mal vergeben: www.robert-blum-schule.de/wp-content/uploads/2020/12/BLUM_Ausschreibung_NEU2021.pdf