Preisträger

Unterricht innovativ
2019
Sonderpreis Cornelsen Verlag

Irlandklasse

Projektteam: Stefan Bihl, Rainer Kropp-Kurta, Eugenia Remisch (Projektleiterin), Birgitt Schlieter, Simon Schoch, Monja Suhm (das Irlandteam besteht aus den Lehrkräften, die die 7. Klassenstufe unterrichten)

Projektbeschreibung

Schon seit zehn Jahren existiert das Irland-Projekt an der Grund- und Werkschule Villingendorf. Dort arbeiten die SchülerInnen der 7. Klassen seit 2009 jeweils ein ganzes Schuljahr daran, sich einen Landschulheim-Aufenthalt an der Westküste Irlands zu ermöglichen. Die SchülerInnen gründen dabei eine Schüler-Genossenschaft mit verschiedenen Abteilungen und Zuständigkeiten sowie einem Vorstand. Die Arbeit jedes einzelnen in dieser Genossenschaft zählt, um innerhalb des Jahres einen Großteil der für die Klassenfahrt benötigten Gelder zu erwirtschaften. Dieses ermöglicht auch Kindern aus finanziell weniger gut ausgestatteten Familien, an der Reise teilzu­nehmen. Die Motivation für die intensive Arbeit ist eine unvergessliche Reise auf die grüne Insel, das übergeordnete Ziel des Projektes ist jedoch, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass jedem Einzelnen die Welt offensteht.

Der einjährige Verlaufsplan des Projektes sieht viele Aufgaben vor, die einen hohen Alltagsbezug aufweisen und gleichzeitig wichtige Kernkompetenzen stärken. Von der Sponsorensuche, über Kontoeröffnung und -führung, der Vorstellung des Projektes bei schulischen und öffentlichen Veranstaltungen bis hin zur Organisation und Durchführung kultureller Veranstaltungen mit irischer Musik wird alles den Schülern verantwortungsvoll übertragen. Das führt nicht nur zu einer starken Identifikation mit dem Projekt, sondern auch zur Ausbildung grundlegender Kompeten­zen wie Planungsfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Durchhaltevermögen und Selbstständig­keit. Die Schüler-Genossenschaft arbeitet als Team zusammen und organisiert diverse Verkaufs­aktionen – z.B. Weihnachtsmarktstände – bei denen sie eigene Produkte verkauft, deren Preise zuvor im Mathematikunterricht kalkuliert wurden.

Kooperationen mit lokalen Unternehmen wie der Volksbank Rottweil, der heimischen Gastrono­mie und dem irischen Fremdenverkehrsamt begleiten das Projekt während des Schuljahres. Diese Einbindung von Kooperationspartnern aus der Umgebung bietet die Möglichkeit, eine themati­sche Verknüpfung zwischen „Alltag“ und schulischem Lehrplan herzustellen. Nicht zuletzt hat das Projekt das Potenzial, fächerübergreifend und ganzheitlich zu unterrichten. Die SchülerInnen lernen situations- und adressatengerecht zu kommunizieren (z. B. mit Eltern, Lehrern, Mitschü­lern, Bankberatern etc.), nutzen verschiedene Medien, reflektieren ihre eigene Wirkung auf andere, lernen Wirtschaftskreisläufe und Preispolitik kennen und lernen so, Zusammenhänge durch die Verknüpfung von verschiedenen Fächern besser zu verstehen.

Neben all diesen Fähigkeiten, die für verschiedene Unterrichtsfächer relevant sind, wird vor allem der Zusammenhalt einer heterogenen Gruppe gestärkt, die ein großes Ziel verfolgt: gemeinsam eine Reise anzutreten!

Das Besondere

Durch die Kooperationen und Vernetzung von Unterrichtsinhalten mit Berufsorientierung gelingt es, den Schülerinnen und Schülern viele relevante Inhalte motivierend zu vermitteln. Wesentliche Inhalte aus den Rahmenlehrplänen der Unterrichtsfächer Deutsch, Englisch, Erdkunde, Geschichte, Wirtschaft, Informatik und Hauswirtschaftslehre können miteinander verknüpft und ganzheitlich unterrichtet werden. Außerdem öffnet sich die Grund- und Werkschule Villingendorf mit ihrem Schulprojekt durch ihre Kooperation mit externen Partnern aus der Wirtschaft und Bildung nach außen und lässt umgekehrt Experten von außen an die SchülerInnen heran.

Zudem sind Verbesserungsvorschläge und neue Ideen gern gesehen, so dass die Irlandklasse sich stetig weiterentwickelt. Die SchülerInnen sind dazu aufgerufen, Abläufe kritisch zu hinterfragen und Optimierungsversuche vorzunehmen. Neben der Motivation und den sprachlichen wie auch praktischen Kompetenzen bietet das Projekt vor allem auch Gelegenheit zum sozialen Lernen und der Ausbildung von Softskills, die auch im späteren Berufsleben eine große Rolle spielen werden.

Erfahrungen und Ergebnisse

Die beteiligten Schülerinnen und Schüler lernen landeskundliche Inhalte kennen und verbessern dabei Präsentationstechniken sowie Kernkompetenzen (Pünktlichkeit, Durchhaltevermögen, Höflichkeit). Dabei können sie ihre Englischkenntnisse situationsbezogen anwenden.

Sie erhalten durch die praxisnahe Kooperation mit verschiedenen kaufmännischen Bereichen Einblicke in potenzielle Berufsfelder und können ihre erworbenen Fähigkeiten im Alltag anwen­den. Durch die Gründung und Arbeit mit einer Schüler-Genossenschaft in der 7. Klasse vertiefen die Schülerinnen und Schüler ihr Wissen über ökonomische Prozesse.

Aus Sicht der Lehrkräfte ist der größte Gewinn für die Schülerinnen und Schüler aber das Ausbre­chen aus dem Stigma, ein „Hauptschüler/Werkrealschüler“ zu sein, was das gewonnene Selbst­vertrauen steigert. Das und die Anerkennung für das vollbrachte Werk wird für die SchülerInnen durch viele Erfolgserlebnisse, die wachsende Klassengemeinschaft, Teamarbeit und die Über­nahmen von Verantwortung weit über den regulären Unterricht hinaus ermöglicht. Damit wird Jahr für Jahr das Ziel erreicht, den SchülerInnen zu zeigen, dass ihnen die Welt offen steht!

Aus den Gutachten

„Besonders überzeugend an der „Irlandklasse“ ist, dass es sich hierbei um keine einmalige Aktion handelt, sondern um ein langfristig angelegtes Projekt, an dem jede 7. Klasse der Grund- und Werkrealschule Villingendorf teilnehmen darf.“

Eckdaten

Schule: GWRS Villingendorf
Bundesland: Baden-Württemberg
Jahrgangsstufe: 7. Klassenstufe
Fächer: Deutsch, Englisch, Wirtschafts-/Berufs- und Studienorientierung, Mathema¬tik, Geschichte, Gemeinschaftskunde, Erdkunde und Musik
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